die andere kleintierpraxis
Monika Roggo Tierärztin
Delsbergerallee 49 4053 Basel
079 674 60 80
Chinesische Kräutermedizin
Die Chinesische Medizin kennt über 2500 verschiedene Arzneimittel, die
meisten sind pflanzliche Präparate, es gehören aber auch Mineralien und
tierische Produkte dazu. Die verschiedenen Pflanzenteile (Wurzel, Rinden,
Zweige usw.) haben unterschiedliche Wirkungen. Dazu kommen
unterschiedliche Präparationen, z.B. rösten mit Salz oder Honig, backen mit
Ingwer usw.. Dadurch wird die Wirkung verändert oder verfeinert. Einige Mittel
werden behandelt um ihnen die Giftigkeit zu nehmen, z.B. Jiang Ban Xia (mit
Ingwer behandelte Radix Pinellia Ternata).
Die Chinesischen Arzneimittel werden „chinesisch“ genannt, nicht etwa weil die Pflanzen in China wachsen – einige wachsen
auch in Europa – sondern weil die Präparate nach den Kriterien der Chinesischen Medizin beurteilt und eingesetzt werden.
Diese Kriterien sind: Temperaturwirkung, Geschmacksrichtung, Meridianaffinität und Wirkungsweise. Bei der
Temperaturwirkung wird unterschieden zwischen heiss, erwärmend, neutral, kühlen und kalt. Die Fünf
Geschmacksrichtungen sind scharf, bitter sauer, süss und fad. Die Beschreibung der Wirkungsweise beruht auf den gleichen
Kriterien wie jene der Physiologie, Pathologie und Diagnostik. Es gibt also Kräuter, die das Blut bewegen, andere die v.a. das
Blut kühlen, solche die das Innere erwärmen (z.B. Rou Gui / Zimtrinde), andere wiederum die die Oberfläche öffnen und
wärmen (Gui Zhi / Zimtzweige). Die Wirkung der antirheumatischen Kräuter wird umschrieben mit Ausleiten von Wind, Kälte
und Feuchtigkeit. Bei den Kräuter, die u.a. zur Verbesserung der Verdauung eingesetzt werden, unterscheidet man
aromatische Kräuter (Verdampfen die Feuchtigkeit in der Verdauung), karminative Kräuter (bewegen v.a. Stauungen im
Verdauungstrakt) und allgemein verdauungsfördernde Kräuter, welche die Verdauulichkeit der Nahrungsmittel verbessern.
In der Chinesischen Kräuterheilkunde kennt man viele verschiedene Kräuter, welche die Energie unterstützen, dazu gehört
der weit bekannte Ginseng, aber auch andere Wurzeln wie Codonopsis oder Astragalus. Viele Kräuter, welche die Substanz
aufbauen (Wechseljahre, Osteoporose, Rekonvaleszenz, nach Entbindung, allgemein im Alter) bilden eine eigene Gruppe.
Hierzu gehören verschiedene Pflanzen oder Beeren, Tierprodukte, aber auch Knochen und diverse Algen. Die Wurzel der
weissen Pfingstrose gehört in die Gruppe der blutbildenden Kräuter. Es werden noch weitere Gruppen unterschieden.
Von einer Pflanze werden die verschiedenen Teile unterschiedlich eingesetzt. Die Früchte des Strauches Lycium chinensis
(Bocksdorn) sind die hier wohlbekannt und geschätzen Gou Ji Beeren, in der TCM Gou Qi Zi genannt. Sie werden als süss,
neutral bis leicht warm mit einer Affinität zur Leber, Niere und Lunge beschrieben. Ihre Wirkung ist v.a. nährend, aufbauend,
stärkend für die Augen und befeuchtend für die Lunge. Sie werden in die Gruppe der Blutbildenden Kräuter eingeteilt. Die
Rinde der Wurzel (Di Gu Pi) desselben Strauches gehört in die Gruppe der „Blut Hitze” klärenden Kräuter. Sie wirkt süss, kalt
und hat eine Affinität zur Leber, Niere und Lunge. Di Gu Pi wird v.a. eingesetzt bei „falscher” Hitze, das heisst, wenn durch
das Fehlen des Yin (Substanz) das Yang (Wärme) im Verhältnis zu hoch ist. Die Symptome können zum Beispiel
Hitzewallungen oder Fieber nach Entbindung sein. Die Behandlung des „Rohproduktes“, also der Wurzel , Blätter oder Beeren
verändert dessen Wirkung. So ist der frische Ingwer (Sheng Jing) scharf, warm, öffnet und wärmt die Oberfläche, bringt zum
Schwitzen. Wird der Ingwer aber getrocknet, zeigt er mehr Affinität zum Inneren, wirkt scharf und heiss und wärmt den
Magen.
Die Chinesischen Arzneimittel werden selten als Einzelkräuter verschrieben. Die Rezeptierung erfolgt über die Anlehnung an
eine klassische Formulierung. Im Prinzip besteht eine Rezeptur immer aus einem oder mehreren Kaiserkräuter welche die
Hauptwirkung ausmachen. Diese werden unterstützt von den Ministerkräuter. Jedes Kraut hat auch Eigenschaften, welche
nicht in jedem Fall erwünscht sind. Zum Beispiel müssen wir bei einer Hitze klärenden Rezeptur (z.B. antibiotisch wirkend)
die Verdauung vor der zu grossen Kälte schützen. Dafür geben wir das Offizierskraut dazu. Dieses hat die Aufgabe die
Rezeptur wieder auszugleichen. Damit die Wirkung der Mischung auch wirklich an dem Ort im Körper ansetzt, wo wir es
gerne häten, setzen wir Botschaftskräuter ein. Es gibt Kräuter, die haben eine spezielle Wirkungs auf die Knie oder auf den
unteren Rücken, andere wiederum richten die Wirkrichtung der Rezeptur eher nach unten oder in ein spezielles Organ.
Das Ziel ist es, eine ausgewogene, wirksame und direkt auf den Patienten und die aktuelle Gegebenheit abgestimmte
Rezeptur zusammen zu stellen. In der Tierpraxis stehen uns die Kräuter in Pulverform (ausgekocht, konzentriert und
getrocknet) zur Verfügung. Diese werden sogar von den Katzen recht gut toleriert.