die andere kleintierpraxis
Monika Roggo Tierärztin
Delsbergerallee 49 4053 Basel
079 674 60 80
Was ist Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)?
Die
Traditionelle
Chinesische
Medizin
(TCM)
ist
eine
Jahrtausend
alte,
erfolgreich
angewandte
Medizin
aus
der
östlichen
Tradition.
Gesundheit
und
Krankheit
wird
in
der
TCM
unter
ganzheitlichen
und
energetischen
Gesichtspunkten betrachtet.
Wichtige
Grundlagen
sind
unter
anderem
die
Lehre
von
Yin
und
Yang,
die
Lehre
der
5
Wandlungsphasen
/
Elemente, die Meridiane, die Organe (Zang-Fu), das QI und die Säfte.
Krankmachende
Faktoren
in
der
TCM
(Pathologie)
können
Innere
Faktoren,
d.h.
Emotionen
oder
Äussere
Faktoren,
wie
Wind,
Kälte,
Feuchtigkeit,
Hitze
oder
Trockenheit
sein.
Ebenso
wichtig
als
krankmachende
Faktoren
sind
falsche
Ernährung,
Stress
oder
Umweltbelastungen.
Diese
Faktoren
sind
aber
nicht
alleine
an
einer
Krankheit schuld, es braucht immer die Bereitschaft des Körpers, auf diese Einflüsse einzugehen.
Mit
Hilfe
der
Diagnostik
wird
das
momentane
„Bild“
des
Patienten
erstellt
und
daraus
kann
abgeleitet
werden,
was
auf
den
Patienten
zukommen
wird.
Dies
ergibt
die
Möglichkeit
der
ganz
individuellen
Therapie
und
Prophylaxe.
Die
Therapieformern
der
TCM
sind
vielfältig,
die
bei
uns
bekanntesten
sind
wohl
die
Akupunktur
und
die
Kräutermedizin.
Dazu
kommen
die
Moxibustion,
die
Diätetik,
die
Tuinamassage,
QI
Gong,
Schröpfen
und
andere Methoden.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin steht der Patient im Vordergrund, nicht die Krankheit.
Geschichte der TCM
Die
Geschichte
der
TCM
Die
Anfänge
der
heutigen
Chinesischen
Medizin
gehen
in
die
Zeit
der
grossen
Philosophen
um
das
6.Jh
v.Chr.
zurück.
Die
Theorie
der
Fünf
Wandlungsphasen,
die
Lehre
des
QI,
Yin
und
Yang
und
das
YI
Jing
sind
im
Daoismus
und
Konfuzianismus
zentrale Themen.
Nach
vielen
kriegerischen
Jahrhunderten
vereinigte
der
Kaiser
Shi
Huang-di
im
2.Jh
vor
Chr.
die
vielen
Provinzen
zum
ersten
grossen
chinesische
Reich.
Er
standartisierte
Masse,
baute
Strassen
und
Kanäle,
errichtete
eine
Hauptstadt
und
institutionalisierte
die
damals
praktizierte Medizin.
In
der
darauffolgenden
Han
Dynastie
(206
v.Chr.
–
220
n.Chr.)
erfuhr
die
Medizin
eine
erste
Blütezeit.
Aus
dieser
Zeit
stammen
vier
klassische
Werke
(Klassiker
des
Gelben
Kaisers,
Klassiker
der
Schwierigkeiten,
das
Buch
der
Kälteschäden
und
anderen
Krankheiten,
die
Materia Medica), die bis heute nicht an Gültigkeit verloren haben.
In
den
Büchern
von
Sun
Si-miao
(581
–
682
n.Chr.)
findet
man
die
ersten
Abbildungen
der
Akupunktur-Leitbahnen.
Seine
Bücher
über
Akupunktur
und
Kräutermedizin
sind
Grundlagen
der
modernen
Medizinliteratur.
Es
folgt
die
Zeit
der
Song-,
Yuan-
und
Ming
Dynastien
(960
–
1643).
Medizinschulen
werden
gegründet,
grosse
Werke
gehen
aus
dieser
Zeit
hervor.
1644
übernahmen
die
Mandschu
die
Macht
über
China,
die
Zeit
der
Qing-Dynastie
beginnt.
Dem
Grossen
Reich
stehen
neben
den
immer
weiterreichenden
Handelsbeziehungen
auch
wieder
kriegerische
Auseinandersetzungen
(Opiumkriege
1836-1842,
1856-
1860)
bevor.
Es
wird
sowohl
Kritik
an
der
Medizin
wach,
aber
auch
der
„Export“
des
medizinischen Wissens nimmt seinen Anfang.
Im
Jahre
1911
wurde
der
letzte
Qing-Kaiser
gestürzt.
In
der
neu
entstandenen
von
westlichen
Ideologien
geprägten
Republik
China
wurde
die
Traditionelle
Chinesische
Medizin
beinahe
ausgelöscht.
Mao
Ze-dong
setzte
sich
zum
Ziel
die
„alte
Medizin“
zu
reformieren
und
modernisieren.
Er
liess
Universitäten
mit
standartisierten
Programmen
aufbauen.
Doch
während
der
Kulturrevolution
(1966
–
1969)
wurden
die
Schulen
geschlossen,
die
Ärzte
zu
Landarbeiten
gezwungen
und
Bücher
und
Kulturgüter
zerstört.
Das
Gesundheitsystem
erlitt
einen
Zusammenbruch,
woraufhin die Barfuss-Ärzte ausgebildet wurden.
Heute wird in China die TCM wieder als Volks- und Staatsmedizin neben der modernen westlichen Medizin betrieben.
Laotse 6.Jh. v. Chr
Ming Grab, unrestauriert , 1368 - 1644
Tien An Men Platz 1992
Die TCM in der westlichen Welt
Die
Geschichte
erzählt,
dass
Marco
Polo
nach
seinem
Aufenthalt
in
China
von
der
Akupunktur
erzählt
hat.
Mit
den
jesuitischen
Missionen
und
dem
Teehandel
ab
dem
16.
Jh.
gelangen
verschiedene
Berichte
über
die
interessante Medizin nach Europa.
Erst
als
im
frühen
20.
Jh.
der
französische
Konsul
Souli
de
Morant
mit
den
ersten
Übersetzungen
der
klassischen
Werke
der
Chinesischen
Medizin
aus
China
zurückkehrte,
begann
in
Frankreich
die
Auseinandersetzung
mit
der
TCM.
Zuerst
wurden
in
den
Schulen
nur
die
Akupunktur
gelehrt,
später
wurde
auch
das
Interesse
an
der
Kräutermedizin
wach.
Heute
wird
die
Akupunktur von der WHO als wirksame Methode anerkannt.
In
der
Bevölkerung
stösst
die
Kräutertherapie
immer
mehr
auf
Interesse,
dadurch
erlebt
auch
unsere
„alte“
biologische
Medizin einen neuen Aufschwung.
Marco Polo Brücke, Peking
Die Geschichte der Europäische Medizin
Die
Traditionelle
Europäische
Phytotherapie
geht
zurück
auf
die
Zeit
von
Hippokrates
und
Aristoteles
.
Die
erste
Materia
Medica
wurde
von
Pedianos
Dioskurides
im
1.Jh
n.Chr.
verfasst,
die
Aufarbeitung
und
Standartisierung
der
medizinischen
Schriften
verdanken
wir
Galenos
(131
–
ca
200
n.Chr)
einem
griechischer
Arzt
in
Diensten
des
römischen
Kaisers.
Seine Werke galten als Standartwerke und bildeten die Basis der Medizin bis ins 18.Jahrhundert.
Im
Zuge
der
Christianisierung
Europas
und
im
nachfolgenden
Mittelalter
geriet
das
medizinische
Wissen
in
die
Reihen
der
Geistlichen
und
ihren
Klöster.
Vor
allem
die
Benediktinermönche
bemühten
sich
um
die
Verbreitung
der
Arzneipflanzen.
In
der
Landgüterverordnung
„Capitulare
de
villis“
von
Karl
dem
Grossen
(um
800
n.Chr)
sind
neben
25
Obstbäumen
auch
73
Kräuter
aufgelistet,
die
in
keinem
Garten
fehlen
durften.
Die
Anlage
der
Klostergärten
richtete
sich
nach
einer
bestimmten Symbolik, die heute im Garten des Klosters St.Gallen besichtigt werden kann.
Die
erste
Medizinschule
entwickelte
sich
im
10.
Jh.
aus
dem
Krankenhaus
des
Benediktinerklosters
Monte
Cassino
in
Salerno.
Die
Grundlage
der
Medizin
beruhte
auf
den
Schriften
Galens
aus
dem
2.Jh.
und
richteten
sich
ganz
nach
der
Lehre der Vier Säfte. Die Schule in Salerno erlebte seine Blütezeit im 12. Jh, Anfangs 19. Jh wurde sie aufgehoben.
Während
dem
Mittelalter
(600
–
ca
16.
Jh)
lag
das
Wissen
grösstenteils
in
den
Händen
der
Geistlichen
Welt.
Dadurch
war
die
Medizin
geprägt
vom
christlichen
Gedankengut
der
Allmacht
Gottes
und
damit
auch
der
Schicksalsgläubigkeit.
Zwei
weitere
wichtige
und
prägende
Persönlichkeiten
waren
Albertus
Magnus
(deutscher
Theologe,
Philosoph,
Naturforscher
1193
-1280)
und
sein
Schüler
Thomas
von
Aquin
(1225
–
1274).
Beide
waren
dem
Dominikanerorden
verpflichtet.
Ihre
grosse
Bedeutung
liegt
unter
anderem
auch
darin,
dass
sie
neben
den
naturwissenschaftlichen
Forschung
die
Lehre
und
Philosophie
von
Aristoteles
im
Abendland
verbreiteten
und
verteidigten
und
damit
die
Denkweise
der
Antike
wieder
etwas aufleben liessen.
Hildegard
von
Bingen
(1098
–
1179)
beschrieb
in
ihrer
Visionstrilogie
das
Wirken
der
Dreifaltigkeit
bei
der
Erschaffung
des
Kosmos,
in
der
Planung
der
Heilsgeschichte
und
der
Erneuerung
des
Menschen.
Für
diese
Trilogie
brauchte
sie
bis
zur
Fertigstellung
etwa
25
Jahre.
Mit
der
Physica
bereicherte
Hildegard
von
Bingen
die
Kräuterheilkunde
mit
einem
recht
umfassenden Werk über die Anwendung von Pflanzen, Bäumen, Steine und auch Tieren.
Während
in
Europa
das
Wissen
aus
der
Antike
zur
Zeit
des
Mittelalters
als
heidnisch
galt,
entwickelte
sich
im
arabischen
Raum
die
Medizintradition
der
Griechen
und
Römer
weiter.
Der
Einfluss
der
indischen
Tradition
darf
dabei
nicht
vergessen
werden.
In
seinem
Werk
„Canon
Medicinae“
stellte
der
arabische
Arzt
Ibn
Sina,
genannt
Avicenna
(980
–
1037)
die
gesamte
arabisch-griechische
Medizin
systematisch
dar.
Seine
Werke
wurden
neben
denen
von
Hippokrates,
Galen
und Dioskurides zu den Standartwerken der Medizin bis ins ausgehende 18. Jh gezählt.
Gegen
Ende
des
Mittelalters
und
durch
die
Erfindung
des
modernen
Buchdruckes
Mitte
des
15.
Jh.
erlebte
auch
die
Botanik
einen
Aufschwung.
Viele
wichtige
medizinisch
–
botanische
Werke
und
Kräuterbücher
wurden
im
15./16.
Jahrhundert
verfasst.
Otto
Brunfels
(1488
–
1534)
verfasste
1532
sein
Werk
"
New
Kreutterbuch
von
underscheidt,
würckung
und
namen
der
Kreütter,
so
in
Teutschen
landen
wachsen
".
Darin
werden
ca.
800
Pflanzenarten
beschrieben.
Hieronymus
Bock
(1494
–
1554)
schrieb
1539
sein
„New
Kreutterbuch“.
1551
erschien
das
Neue
Kreutterbuch
von
Adam
Lonitzer
(1527
–
1586).
Pietro
Andre
Mattioli
(1501
-1577)
verschiedene
Werke
aus
dem
Griechischen
und
Lateinischen,
zum
Beispiel
das
Werk
von
Pedianos
Dioskurides
aus
dem
1.
Jahrhundert. Er selber verfasste mehrere Kräuterbücher.
Es folgten viele andere. Viele haben noch heute grosse Wichtigkeit.
Ein
Meilenstein
in
der
Botanik
setzt
Carl
von
Linné
(23.5.1707
–
10.1.1778)
mit
der
Einführung
der bis heute gültigen systematischen Nomenklatur für Pflanzen
Eine
wichtige
Persönlichkeit
war
Philippus
Theophrastus
Aureolus
Bombastus
von
Hohenheim,
genannt
Paracelsus
(1493
–
1541).
Sein
Leben
war
geprägt
von
Wanderschaft
und
Ablehnung
seiner
Lehre
durch
die
damalige
Ärzteschaft.
Er
war
mit
seinem
Gedankengut
und
seiner
Medizin
der
Zeit
voraus
und
blieb
bis
zu
seinem
Tod
unverstanden.
Erst
1585,
44
Jahre
nach
seinem
Tod,
beauftragte
der
Kölner
Erzbischof
Ernst
von
Bayern
den
Paracelisten
Johann
Huser
die
Werke
von
Paracelsus zu veröffentlichen.
Paracelsus
stand
an
der
Schwelle
der
Umkehr
in
der
Medizin.
Andreas
Vesalius
,
(1514
-
1564)
deutscher
Arzt
und
Anatom
verfasste
das
erste
Anatomiebuch.
Er
erwarb
sich
die
Kentnisse
des
menschlischen
Körpers
durch
Sektionen
von
Leichen, was bis zu der Zeit noch verboten war.
Zwei
wichtige
Ärzte
des
19.
Jh
waren
Samuel
Hahnemann
(1755
–
1843)
und
Christop
Wilhelm
Hufeland
(1762
–
1836).
Samuel
Hahnemann
gilt
als
der
Gründervater
der
Homöopathie.
Sein
Freund
und
Kollege
Christoph
Hufeland
war
ganz
der traditionellen europäischen Medizin verpflichtet. Er war wohl der letzte bekannte Verfechter der Lehre der Vier Säfte.
Ein
Durchbruch
in
der
Medizingeschichte
war
die
Einführung
von
Hygienevorschriften
durch
den
ungarisch-
österreichischen
Arzt
Ignaz
Philipp
Semmelweiss
(1818
–
1865).
Ende
19.
Jh.
/
Anfangs
20.
Jh.
setzte
sich
mit
der
Entdeckung der Mikrobiologie und Röntgenstrahlen und die wissenschaftliche Medizin endgültig durch
Trotzdem
ging
die
alte
traditionelle
Europäische
Medizin
nicht
ganz
verloren.
Mit
Persönlichkeiten
wie
Sebastian
Kneipp
(1821
-
1897)
oder
der
Kräuter-Pfarrer
Johann
Küenzle
(1857
–
1945)
und
vielen
anderen
wird
bis
heute
versucht,
die
Tradition aufrecht zu erhalten und mit neueren Erkenntnissen zu ergänzen.
P.Andrea Matthiolo 1678